FRIEDENSGEBET

am 15.11.2007 in der Nikolaikirche Leipzig

"Kinder - Opfer von
Krieg und Gewalt"

Kinder in Afghanistan, Hilfsmöglichkeiten hier

Logo von "Kinder brauchen uns" e. V.


Dieses Friedensgebet wird ausgestaltet vom Friedenszentrum Leipzig e.V. und der Aktionsgemeinschaft „Flughafen natofrei!“.
 
 
Orgelvorspiel: Herr Wolf
 
 
Begrüßung: Pfr. Führer
 
 
Lied: ( Nr. 7, 1-3 ): Herr Wolf

Sonne der Gerechtigkeit

Eröffnung / Vorstellungen: Christel & Markus
 
 
Liebe Friedensgemeinde ...
 
Während des Golfkrieges 1991 fanden sich in Leipzig KriegsgegnerInnen zu einem Runden Tisch FRIEDEN zusammen, daraus bildete sich 1992 das FRIEDENSZENTRUM Leipzig e.V.. Es ist als Kontaktstelle für friedenbewegte Personen und Gruppen tätig, als Ansprechpartner für junge Menschen, die nicht bereit sind, Kriegsdienste zu leisten.Im weiteren setzt sich unser Verein für jewede gewaltfreie Konfliktbewältigung ein, da sie im Großen wie im Kleinen eine unabdingbare Notwendigkeit und Voraussetzung für ein ZusammenLEBEN hier wie überall auf der Erde darstellt. Daher unterstützten und unterstützen wir auch alle Initiativen für soziale Gerechtigkeit, gegen nationalistische Fremdenfeindlichkeit, gegen neofaschistische Aktionen in unserer Stadt.

Die Aktionsgemeinschaft "Flughafen natofrei!" versteht sich als ein offenes Netzwerk aus Einzelpersonen, Betroffenen, Organisationen und Vereinen in der Region Leipzig/ Halle, das sich gegen jegliche militärische Nutzung des Flughafens Leipzig/Halle ausspricht. Wir verfolgen die Idee einer friedlichen Welt und eines friedlichen Miteinanders ohne Waffen und Militär und rücken zivilgesellschaftliche Alternativen zum gegenwärtigen Trend der Militarisierung in den Blick der Öffentlichkeit. Wir verstehen unsere Arbeit als einen offenen Prozess, in den sich Interessierte einbringen können und sollen.

Eingangsgedicht: Tanja

Sag es weiter

Zeug das Kind
Pflanz den Baum
Bau das Haus
Zerbrich das Gewehr
Sag es weiter...
Und sag es weiter!

Gib dein Wort
Hilf den Armen
Lehre das Leben
Entsag der Gewalt
Sag es weiter...
Und sag es weiter!

Sing sein Lied
Brich das Brot
Lad Alle ein
Studier in der Fremde
Sag es weiter...
Und sag es weiter!

Bohr den Brunnen
Fahr wieder Hin
Lern Sie kennen
Verachte die Lüge
Sag es weiter...
Und sag es weiter!


Leipzig 15/11/07 Lutz Metzger

Thema I: Christel

Hinführung:
Das Thema in unserem heutigen Friedensgebet besitzt eine ganz unmittelbare Aktualität:
Im September 2001 gab die UNO unter dem Eindruck des entsetztlichen Terrors in New York der amerikanischen Regierung ein Mandat - das OEF / Operation Enduring Freedom - , das auf dem damals notwendig erachteten Recht zur Selbstverteidung gegen Terrorangriffe der Al Quaida beruhte. Dem beigefügt wurde dann ein auf der NATO beruhendes Mandat IASF zur militärischen Absicherung der internatuionaler Wiederaufbauhilfe in Afghanistan. Deutschland, vorher nur in IASF aktiv, erweitere praktisch seine Teilnahme zur militärischen Beteiligung, indem es mit den Überwachungsflügen der inzwischen auf das ganze Land ausgedehnten USA-Kriegsführung, durch die seither auch 70-100 000 Tausend Zivilopfer gemordet wurden, Einsatz-Information zuliefert.
Heute - vor wenigen Stunden - verlängerte der Bundestag mit den Stimmen von CDU/SPD/ FDP gegen Bündnis 90/Grüne und LinksPartei das sehr umstrittene, kritisierte OEF-Mandat, das dem us-amerikanischen Krieg gegen die Taliban zugeordnete Mandat. Wir wollen die öffentliche Aufmerksamkeit darauf lenken, daß die Bundesrepublik - was in öffentlichen Medien nicht klar dargestellt wird - dadurch mitkriegführend ist und nur rhetorisch, nicht wirksam gehandelt wird, um Afghanistan wirklich zu befrieden, zu demokratisieren, daß dem afghanischen Volk nicht wirklich geholfen wird, daß die Kinder v.a. dem völlig ausgeliefert sind...

Thema I a: Almut & Susan & Tanja

Wir wissen: Es gibt wichtige, hilfreiche Projekten und Vorhaben humanitärer Art in Afghanistan.
Wir wissen: Allein in Kabul geht man von 60 000 Straßenkindern aus. Sie versuchen bis zu 16 Stunden am Tag, einige Cent gegen die materielle Armut zu verdienen. Die Nichtregierungsorganisation "Aschiana" (zu deutsch "Nest") ermöglicht ihnen halbtags Schulbildung.

Wir wissen: Der Verein "Kinder brauchen uns" e.V. hat sich in den letzten Jahren mehr als 250 schwer verletzten Kindern angenommen. Aufgrund der desolaten medizinischen Versorgung in ihrer Heimat können die Kriegsverletzungen nicht behandelt werden. Die Kinder hätten keine Überlebenschance. Überwiegend durch Spenden wurde ihnen eine Behandlung in Deutschland ermöglicht.


Wir wissen: OFARIN steht für "Organisation zur Förderung afghanischer regionaler Initiativen und Nachbarschaftshilfen". Der Verein baut zusammen mit Misereor Schulprojekte und Lehrerfortbildung auf. Dabei wird mit aufgeschlossenen islamischen Geistlichen zusammengearbeitet und gerade auch Unterricht für Mädchen angeboten.


Opfer von Armut und Gewalt sind also oft die Kinder - darum nimmt Bettina Wegner sie im Lied "Sind so kleine Hände" in Schutz:


Thema I b: Christel & Markus


Trotz der hilfreichen Projekte wissen wir aber auch, wenn wir wissen wollen: Was im 3. Rundschreiben der Organisation MEDICO INTERNATIONAL, im Bericht von Thomas Gebauer zu lesen ist:
"Sechs Jahre nach der Bombardierung Afghanistans ist das Land am Hindukusch wieder das, was es auf so leidvolle Weise schon früher gewesen ist- ein Pfufferstaat (...) Heute sind es die hegemonialen Interessen des von den USA angeführten Westens, die Afghanistan zu einem Pfuffer zwischen dem aufstrebenden China, den instabilen asiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion, den reichen Ölstaaten und dem politischen Islamismus gemacht haben. Die afghanische Bevölkerung zählt dabei nur am Rande. Sie ist ebenso unbedeutend wie die wirtschaftliche Entwicklung des Landes(...)
Harte Worte angesichts der geleisteten Wiederaufbauhilfe und eines Krieges, der als 'guter Krieg' versprochen, der doch im Namen der Menschenrechte geführt werden sollte.
Die Fakten aber sprechen für sich:
Der Krieg gegen den Terror hat das Land nicht sicherer gemacht.
Die Frauen wurden nicht befreit.
Von sozialer Entwicklung keine Spur (…) das neoliberale Wirtschaftsmodell, das die internationalen Berater dem Land verordneten, hat die Arbeitslosigkeit auf nie gekanntes Ausmaß katapultiert- auf 50-70 %.
Zigtausende Kinder überleben heute nur, indem sie Abfall durchwühlen, Schuhe putzen oder betteln..." (Zitatende)
Wir fragen: Eine neue, sichere Zukunft für diese junge Generation? Immer, wenn es nach Attentaten heißt: es sind zivile Tote zu beklagen, dann sind dabei auch Kinder allen Altern getötet worden und viele, viele verletzte Kinder. Keine Nachrichten: Wo, wie sie versorgt, behandelt werden, gesunden können, Prothesen bekommen, ihre Traumata überwinden. Und was ist mit den Minen der vorausgegangenen Kriege in diesem Land? Die Minen-Räum-Projekte werden durch die Kämpfe behindert, Minenräumer ermordet durch das Desinteresse der in- und ausländischen Verantwortlichen daran...

Orgelspiel: Herr Wolf


Variation: Dona nobis pacem



Thema II a:


Die politischen Verantwortlichkeiten und Entscheidungen für all die Geschehnisse in Afghanistan fallen nicht nur irgendwo hinter fernen Horizonten, im NATO-Hauptquartier, in USA, im Pentagon. Sie fallen auch bei uns, in unserem Land.
Wie schon in der vorigen Woche, da die heute gefällte Entscheidung der Abgeordneten für die Mandats-Verlängerung der deutschen Beteilung an der sogenannten amerikanischen ANTITERROR-Mission durch eine große Aussprache vorbereitet wurde, wurde es durch die Stimmen der Koaliton und der FDP nun verlängert. Für die dagegen-Stimmenden fehlte eine völkerrechtliche Grundlage für die amerikanische Kriegführung heute, fehlte eine aktuelle Analyse der sogenannten Erfolge, fehlte die reale Trennung beider Operationen.


Hans-Joachim Preuß, Generalsekretär der Welthungerhilfe, sagte es am 6.11. 2007 im Deutschlandfunk sehr deutlich: "Unbedingt und überhaupt nötig ist die Trennung zwischen militärischen Aktionen und humanitärem Vorgehen, damit der Bevölkerung klar werden kann, welche Maßnahmen wirklich Hilfe zu Wiederaufbau sind. Aufbau von Straßen, Brücken, Leitungen, die sogen. Infrastruktur dienen ja eigentlich vor allem dem Militär. Dafür waren aber die Gelder angeblich nicht einzusetzen, ihr Einsatz sollte unbedingt in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung erfolgen..." (Zitatende)
Im Bundestag wurden von den Ministern für Verteidigung und Außenpolitik, wie von den CDU Abgeordneten als Argument für Zustimmung zur Mandatsverlängerung hervorgehoben, daß sie jetzt um schärfere Regeln für militärische Einsätze in zivilen Gebieten gekämpft hätten, um Opfer zu vermeiden.
Da können wir nur fragen: Und was war bisher?
Und mit dem Rat der Evangelischen Kirchen fordern, diese opferreiche militärische Bekämpfgung des Terrors zu beenden.
Es müssen endlich andere Wege, Konzeptionen und Maßnahmen überlegt oder angewandt werden, um Sicherheit und Wiederaufbau zu gewinnen. Wir haben noch nicht gehört, daß die politischen Verantwortlichen andere Wege geprüft haben!


THEMA II b:


Wenn der Kriegseinsatz vom Parlament beschlossen ist, kommt die Logistik ins Spiel. Und nicht nur in unserem Land, sondern sogar in unserer Stadt.
Dabei hat sich der Flughafen Leipzig/Halle zum einem der bedeutendsten internationalen Drehkreuze für Großwaffen- und Truppentransporte gewandelt. Mittlerweile 6 hier stationierte Antonov-Großraumtransporter verbringen als "fliegende Güterzüge" militärisches Gerät in die Einsatzgebiete, auch nach Afghanistan.

Darüber hinaus werden seit Frühling letzten Jahres täglich hunderte von US-Amerikanischen Soldaten über den Flughafen Leipzig/Halle transportiert. Das geschieht über private Airlines, die - vom Pentagon bezahlt - der Flughafengesellschaft monatlich über 11 Millionen Euro Einnahmen bringen. Der Geschäftsführer Eric Malitzke bezeichnete in diesem Zusammenhang die Behauptung, der Flughafen würde militärisch genutzt werden, als "völlig absurd". Die amerikanischen Airlines mit ihren GIs an Bord sind für ihn ein Kunde wie jeder andere auch.

Inzwischen zeigt der Flughafen ganz offen und scheinbar selbstverständlich seine zunehmend militärische Ausrichtung. So konnten Eltern & Kinder zum diesjährigen Flughafenfest Tornado-Kampfjet und AWACS-Aufklärungsflieger "bestaunen": Waffenbegeisterung hier, Leid durch Waffen einige tausend Kilometer weit weg.

1989 wurde der Geist des Friedens von diesem Raum aus auf die Straße getragen. Die Säule auf dem Nikolaikirchhof symbolisiert dies bis heute. Wir wünschen uns, dass der Friedensgedanke wieder ankommt - ankommt in Köpfen der Entscheidungsträger. Sie sitzen in den Parlamenten und als Politiker oder Unternehmer im Aufsichtsrat der Flughafen-Gesellschaften, dadurch verantworten sie die Kriegsunterstützung mit. Ein neues Bewusstsein für den Frieden - das würde Leipzig als einer "Stadt des Friedens" gerecht.

Was dazu getan werden kann, dem geht die Schkeuditzer Erklärung nach, die wir zum diesjährigen Ostermarsch veröffentlicht haben. Daraus:
"Bürgerinnen und Bürger haben mit ihren Steuergeldern den Ausbau ziviler Flughäfen bezahlt. Die Flughafengesellschaften haben gemäß ihren Geschäftszwecken diese Investitionen verantwortungsvoll für die ausschließlich zivile Nutzung zu verwenden."
Dabei könnten die militärisch abhängigen Arbeitsplätze in ausschließlich zivile Arbeitsplätze verwandelt werden - das u.a. konkret durch die Konversion des bisher militärisch genutzten Krankenhauses Wiederitzsch hin zu einem medizinischen Hilfswerk . Auch für Kriegsopfer, auch für verletzte Kinder aus Afghanistan...
So hoffen wir auch, dass erkannt wird, was als Titel über der Schkeuditzer Erklärung steht:
"Mein Geld mordet! Mein Job tötet! Ich will das nicht!"
Wir sind überzeugt: Eine andere Welt ist möglich.

Lied & Orgelspiel: Herr Wolf


"Wir wollen aufstehn" (Nr. 18, alle 4 Strophen)



Biblischer Impuls: Pfr. Führer


Lied & Orgelspiel: Herr Wolf


"Laß uns in deinem Namen, Herr" (Nr. 27, 1-4)



Fürbitten: Markus & Almut


(1)
Herr, unser Gott,
Wir spüren die Wunden unserer Welt.
Unsere Welt leidet am Krieg,
sie leidet an Unmenschlichkeit und Lieblosigkeit.
sie leidet an jedem Schlag, an jedem Schuss, an jeder Bombe.
Wir betrachten diese Wunde mit Angst und Sorge,
haben Angst, dass sie sich ausbreitet statt zu heilen,
und spüren auch, dass wir diese Wunde mitzuverantworten haben. Wir rufen:
Herr, erbarme dich.
Gemeinde: Christus, erbarme dich


(2)
Herr, unser Gott,
Auf der ganzen Erde schreit das Blut der Völker zu dir.
Wir haben "Frieden" gesagt, wo es nur um Betrug und Profitgier ging.
Herr, vergib und rette uns, wenn wir nicht den wahren Frieden meinen.
Lass uns nicht von dem Unrecht, dass wir selbst geschaffen haben, verzehrt werden. Wir rufen:
Herr, erbarme dich.
Gemeinde: Christus, erbarme dich.


(3)
Herr, unser Gott,
Wir bitten dich für alle Menschen,
die von der gewaltsamen Auseinandersetzung betroffen sind:
- für die zahllosen Opfer, die ihr Leben lassen müssen,
- für die Familien, die um Menschen bangen,
- für die Frauen und Kinder,
die unter der Gewalt und den katastrophalen Verhältnissen leiden und zu unschuldigen Opfern werden. Wir rufen:
Herr, erbarme dich.
Gemeinde: Christus, erbarme dich.


(4)
Herr, unser Gott,
Herr, wir bitten auch für uns:
Lass uns immer wieder neu für den Frieden beten.
Lass uns immer wieder den Mut finden,
uns für den Frieden einzusetzen,
- durch verbindende Worte und Taten,
- durch Teilen,
- durch Abbau von Trennendem
- und vor allem: durch Widerstehen der Gewalt.
Schenke uns dazu die Kraft und deinen Segen.
Schenke den Wunden der Welt Heilung
durch Jesus Christus, deinen Sohn,
der die Welt mit dir versöhnt hat. Wir rufen:
Herr, erbarme dich.
Gemeinde: Christus, erbarme dich.


(5)
Herr, verschone uns vor einem falschen Frieden.
Bewahre uns davor zu schweigen.
Lass uns nie dem Bösen gegenüber resignieren,
noch die Welt den Mächten der Lüge und des Hasses überlassen,
die sie zerstören.
Gib uns einen Geist der Weisheit,
der Klugheit und des Mutes, wann immer wir für das,
was wir für gerecht und wahr halten, einstehen. Wir rufen:
Herr, erbarme dich.
Gemeinde: Christus, erbarme dich.


Vater Unser: Pfr. Führer




Schlusswort: Christel


Dank an alle Beteiligten // Zur Kollekte "Flüchtlingskinder in Libanon"


Segen: Pfr. Führer


Orgelnachspiel: Herr Wolf